Zeit für die Musik – Teil I

Wie kann ich die Zeit bis zu meinem nächsten Klavier-, Geigen- oder Gitarrenunterricht sinnvoll überbrücken? Soll ich Onlineunterricht nehmen? Kann ich vorläufig auch allein mit meiner Musik weitermachen – und wenn ja, wie? Das sind Fragen, die sich jetzt viele (erwachsene) HobbymusikerInnen stellen. MUSEDU hat sich einige Wege angeschaut, was man aktuell tun kann, um am Musizieren dranzubleiben. Den Anfang machen wir mit dem – gar nicht trockenen – Thema „Musiktheorie“.

Gerade erwachsene AmateurmusikerInnen fühlen sich oft nicht sattelfest in Musiktheorie. Das Schulwissen ist verschüttet – oder das Thema ist dort zu kurz gekommen – und im Instrumentalunterricht liegt der Fokus auf den Stücken, die man gerade lernen möchten. Es bleibt immer zu wenig Zeit, sich diese Grundlagen anzueignen. Warum nicht die Corona-Zwangspause nutzen, um einige Wissenslücken zu schließen? Das lässt sich recht gut im Selbststudium machen.

Ein lockerer Einstieg sind MOOCs (massive open online courses), die es unter anderem auf Portalen wie Coursera und edx gibt. Da sie von renommierten Universitäten angeboten werden, kann man darauf vertrauen, dass FachexpertInnen dahinterstehen. Bei MOOCs ist die Teilnahme meist kostenlos – gegen eine Gebühr kann man sich zusätzlich ein Zertifikat ausstellen lassen. Die Kurse sind in englischer Sprache, richten sich aber an ein internationales Publikum und arbeiten mit anschaulichen Beispielen. Etwas ungewohnt ist vielleicht anfangs das britische Vokabular mit seinen crotchets – Viertelnoten – und quavers – Achtelnoten. (Die hemidemisemiquavers – Vierundsechzigstelnoten – kommen glücklicherweise nicht allzu oft vor…)

Wer mit Dur- und Molltonleitern, Violin- und Bassschlüssel oder mit den Notenwerten kämpft, der findet einen guten Überblick im Kurs Getting started with music theory von der Michigan State University. Anspruchsvoller wird es mit den Fundamentals of Music Theory der University of Edinburgh. Dieser Kurs setzt zwar zunächst keine Vorkenntnisse voraus, aber im Verlauf werden die Analysen der Stücke zunehmend komplexer. Auch etwas fortgeschrittenere Teilnehmer können daher noch davon profitieren. Interessant ist auch der Kurs Write like Mozart von der National University of Singapore. Hier ist das Lernziel, dass die TeilnehmerInnen selbst etwas komponieren. Es geht also darum, ein erstes Handwerkszeug dafür zu vermitteln – beispielsweise gängige Akkordfolgen und Stimmführung, Variationen und Verzierungen.

Praxisorientiert ist die Reihe Developing your Musicianship vom Berklee College of Music. Dabei stehen harmonische Grundlagen von Jazz-, Blues- und Popmusik im Zentrum, und weniger die klassische Musik. Der charismatische Dozent George W. Russell erklärt Basics wie die Moll-Pentatonik oder das Blues-Schema. Wer Klavier spielt, kann sich während der Videoeinheiten direkt ans Instrument setzen und die Akkordfolgen ausprobieren, mitsingen oder improvisieren.

Und wer momentan übersättigt ist von virtuellen Lernangeboten, der kann auf Klassiker in Buchform zurückgreifen. Hilfreich ist es, wenn sie Übungen enthalten, die man allein durcharbeiten und anhand von Lösungen überprüfen kann. Guter Einstieg: Wieland Ziegenrückers Allgemeine Musiklehre und Sigi Buschs Jazz&Pop Musiklehre. Deutlich komplexer: Thomas Krämers Harmonielehre im Selbststudium und Frank Sikoras Neue Jazz-Harmonielehre. Idealerweise natürlich beim lokalen Buchhandel oder Musikgeschäft bestellt.

Viel Spaß beim Weiterlernen und Musizieren – gerade jetzt!