Zeit für die Musik -Teil III

Seit einigen Monaten sind wir – notgedrungen – erprobt darin, online zu lernen und zu arbeiten. Ob beruflich oder privat, es ist normal geworden, virtuell miteinander zu diskutieren oder sogar zu musizieren. Im April haben wir uns schon einige nützliche Online-Tools speziell für Musikfans angeschaut (hier findest du Teil I und Teil II). Da uns die „neue Normalität“ auch im Herbst und Winter erhalten bleiben wird, setzen wir diese Mini-Serie fort.

MOOCs (massive open online courses) werden schon seit einigen Jahren vor allem in englischer Sprache übers Internet angeboten. Dahinter stehen meist Universitäten oder Institutionen – man kann also davon ausgehen, dass die Lehrkräfte sich inhaltlich auskennen. Dieser Qualitätsanspruch ist ein Vorteil gegenüber Plattformen wie Youtube, auf denen lehrreiche Videos neben viel Nutzlosem angeboten werden. Und das Beste: MOOCs können in vielen Fällen gratis angeschaut werden. Manchmal muss man nur zahlen, wenn man ein Zertifikat erwerben möchte, manchmal gibt es ein Abo-Modell oder man zahlt für einzelne Kurse. Das ist auf jeder Plattform etwas anders geregelt.

Auch die fachlichen Schwerpunkte unterscheiden sich. Kadenze ist vor allem für KünstlerInnen interessant: mit Fotografie, Design, Storytelling, Architektur oder Modedesign deckt die Plattform ein breites Spektrum ab. Spannend ist auch die Schnittstelle zwischen Kunst und digitaler Welt bei vielen der Kurse. Bei Kadenze gibt es eine Gratis- und eine Premium-Mitgliedschaft (20 USD/Monat). Als Premium-Mitglied kann man sich unbegrenzt für Kurse anmelden, an Diskussionen teilnehmen, Feedback und Zeugnisse bekommen. Die Registrierung ist kostenlos und unkompliziert. Über eine Suchfunktion können Kurse nach den Kategorien „Music“, „Music Composition“, „Music Technology“, „Music Theory“ oder „Music Performance“ gefiltert werden. Auch die Levels (Beginner/Intermediate/Advanced) lassen sich auswählen.

Endlich Gitarre spielen? Oder die Programmiersprache ChucK lernen?

Die verschütteten Klavierkenntnisse auffrischen? Oder endlich mit dem Gitarre spielen beginnen? Im kostenlosen dreiteiligen Workshop Beginning Class Piano auf Kadenze führt Dozentin Hannah Creviston in Technik und Solospiel ein, behandelt aber auch schon Blattspiel und Improvisation. Mit Videolektionen, praktischen Übungen und Quizzes führt sie Einsteiger ans Klavier heran. Guitar for Beginners ist ebenfalls gratis und soll Anfänger motivieren, schnell ins Spielen zu kommen. Die trockene Theorie lockert der Kurs Music Theory Fundamentals auf, der allerdings kostenpflichtig ist.

Im Lockdown haben viele von uns erlebt, wie mühsam virtuelles Musizieren wegen der Latenzzeit und schlechten Klangqualität sein kann. Hier will der Gratis-Kurs Online Jamming and Concert Technology der Stanford University Abhilfe schaffen. Er vermittelt, mit welchen Einstellungen und (kostenlosen) Open-Source Technologien gemeinsames Musizieren oder sogar Konzertieren online besser klappen kann.

Für angehende KlavierlehrerInnen könnte der Mini-Kurs Teaching Adult Piano interessant sein. Dabei geht es um die Bedürfnisse dieser speziellen, wachsenden Zielgruppe. Wie lernen Erwachsene? Wie kann man ein für sie geeignetes Repertoire auswählen? Welche gesundheitlichen Aspekte sollte man bedenken? Inclusive Teaching at the Piano widmet sich der Frage, wie man auf SchülerInnen mit Einschränkungen besser eingehen kann.

Klassisch oder zeitgenössisch? Auch dabei hat man die (Qual der) Wahl. Will man sich lieber mit den Romantic Piano Masters Schubert, Schumann und Liszt befassen oder mit Foundations of Music Technology in die Programmiersprache ChucK für Computermusik einsteigen? Weitere Themen sind Entrepreneurship for Musicians, Machine Learning for Music Information Retrieval und Designing Synthesizer Sounds.

Achtung: nicht alle genannten Kurse sind kostenlos, aber man kann teilweise hineinschnuppern und abwägen, ob man in die Bezahlvariante investieren möchte. Viel Spaß beim Stöbern – und natürlich beim Musizieren!