Wie schnell sich alles ändern kann. Vor einigen Tagen saßen wir noch im vollen Konzertsaal und lauschten wunderbaren Orchesterklängen – die Corona-Krise schien weit entfernt. Nun ist sie bei uns angelangt und die meisten von uns verbringen ihre Tage jetzt zuhause. Die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus sind sinnvoll, doch sie treffen vor allem diejenigen, die kaum finanzielle Rücklagen haben. FreiberuflerInnen verschiedener Branchen, denen die Kundschaft ausbleibt. Angestellte von Kultureinrichtungen, die nun geschlossen haben. MusikerInnen, die davon leben, regelmäßig im In- und Ausland aufzutreten.
Vieles wird in dieser Situation diskutiert und vorbereitet. Staatliche Hilfen sind essenziell. Petitionen fordern besonders jetzt das bedingungslose Grundeinkommen. Bestehende Einrichtungen und neue Initiativen wollen KünstlerInnen, Selbstständige und Kreative in Österreich unterstützen. Betroffene aus dem Kunst- und Kulturbereich finden unter anderem Hinweise zu Unterstützungsmöglichkeiten auf den Internetseiten der IG Kultur, und speziell für MusikerInnen gibt es mica – musicaustria. Literar-Mechana, AKM austro mechana und OESTIG haben Sonderfonds für ihre Bezugsberechtigten eingerichtet und beim Künstler-Sozialversicherungsfonds wurde ein spezieller COVID-19 Fonds ins Leben gerufen. Ein einmaliges Arbeitsstipendium für freischaffende KünstlerInnen oder WissenschafterInnen kann bei der Stadt Wien beantragt werden. Die HochschülerInnenschaft der mdw hat für Studierende in Not einen Unterstützungsfonds initiiert. Auf den Seiten der SVS und der Wirtschaftskammer gibt es ebenfalls zahlreiche Hinweise für Selbstständige bzw. Ein-Personen-Unternehmen. Die verschiedenen Websites werden laufend aktualisiert.
Eine schöne Solidaritätsaktion von Selbstständigen für Selbstständige in Wien hat „Im Grätzl“ ins Leben gerufen: FinanzexpertInnen, TherapeutInnen, und andere Fachleute bieten kostenlose Online-Sprechstunden zu verschiedenen Themen auf dieser Plattform an. Über “Zusammen leiwand” kann man lokale Unternehmen unterstützen, indem man einen Gutschein kauft, den man nach der Krise einlöst. Autorin Nunu Kaller sammelt Links zu kleinen Unternehmen und Dienstleistern aus Österreich, die ein Online-Angebot haben. Lokale Buchhandlungen, bei denen man online bestellen kann, findet man außerdem hier.
Und sonst? Musik- und Kulturbegeisterte, die aktuell keine finanzielle Not haben, können zumindest einen kleinen Beitrag leisten, indem sie das Eintrittsgeld für abgesagte Veranstaltungen nicht zurückfordern. Freischaffende Orchester oder kleine Bühnen kann man unterstützen, in dem man sich schon jetzt das nächste Abo sichert oder eine Fördermitgliedschaft abschließt.
Eine nette Idee sind auch Solidaritäts-Playlists für österreichische Künstler, z.B. auf dem Streaming-Portal Spotify, die man zuhause abspielen kann. Einige Musiker haben Seiten auf Patreon und ähnlichen Plattformen eingerichtet, um sich mit Spenden von ihren Fans unterstützen zu lassen. Und natürlich kann man weiterhin Tonträger bestellen – wenn möglich direkt bei den Künstlern und nicht beim „Online-Riesen“. Oder vielleicht hat der lokale Lieblings-Plattenladen auch einen Online-Shop? Auf welche Weise auch immer: wer kann, sollte jetzt einen kleinen Beitrag leisten. Gelebte Solidarität kann uns allen helfen, diese Krise besser zu überstehen.