Die Gitarristin, Sängerin und angehende Musiktherapeutin Sonja Ebert hat mit Kindern eine CD mit „Lockdown-Liedern“ aufgenommen. MUSEDU hat in die Songs reingehört und nachgefragt, wie es zu diesem inspirierenden Projekt kam.
„Alles begann mit einem Lied über einen Pinguin“, erzählt Sonja Ebert. Ihre Tochter hatte am Tablet die App Garageband entdeckt und wollte wissen, wie man damit Musik macht. So haben die beiden gemeinsam den ersten Song geschrieben. Und wie das so ist, wollte die Freundin der Tochter dann ein Lied über Rennmäuse haben. „Die beiden waren so glücklich, da habe ich mich gefragt, ob ich das nicht auch mit weiteren Kindern machen kann.“
Die ersten Freiwilligen waren im genossenschaftlichen Wohnprojekt wagnisART schnell gefunden, und es kamen immer mehr dazu. Für jedes der Kinder konnte sich Sonja eine Stunde Zeit nehmen, um den Song zu entwickeln. Ein kurzes Brainstorming zeigte: Corona ist und bleibt Thema Nummer eins. „Am häufigsten ging es darum, dass sie ihre Freunde nicht treffen dürfen“, sagt Sonja. Viele wollten endlich wieder ins Schwimmbad. Auch Themen wie die Impfung, die sie noch nicht ganz einordnen könnten, beschäftigten die Kinder.
Lieder mit Ohrwurm-Potenzial
Die sechsjährige Alma singt über zwei Rennmäuse, deren Anwesenheit ihr über den Lockdown hinweghalfen, der siebenjährige Anton hofft auf eine Welt, die zusammenhält, und der achtjährige Enno freut sich, dass er im Wechselunterricht endlich seine Freunde wiedersehen kann. Die meisten Textideen stammen aus der Feder der Kinder. Sonja hat mit den Reimen und der Liedform geholfen und ihre stilistischen Wünsche – sogar einen E-Gitarrensound – erfüllt.
„Eine Zwölfjährige kam zu mir und sagte: Ich habe schon einen Song fertig, kannst du den mal anhören? Da war ich schwer beeindruckt“, sagt Sonja. „Corona-Pandemie / Seriously? / The new way to be / Du endest wohl nie“, singt das Geschwisterduo im Song „The New Way To Be“ mit Ohrwurm-Potenzial. Die zwölfjährige Songschreiberin hat jetzt mit Gitarrenunterricht angefangen. Auch die anderen Kids haben laut Sonja Ebert durch das Projekt mehr Interesse an Musik entwickelt – umso mehr, da sie momentan in der Schule nicht singen dürfen.
Unterstützung für das Projekt kam von vielen Seiten. Für die CD-Produktion gab es zwei großzügige Spender und die benachbarte „Feierwerk Funkstation“ hat kostenlos ihr Tonstudio zur Verfügung gestellt. „Das war toll für die Kinder, in der Box zu stehen und dieses richtige Studio-Feeling zu erleben“, sagt Sonja. „Diesen Mut zu haben, sich hinzustellen und zu singen, ist auch nicht selbstverständlich.“ Perfektion sei nicht das Ziel gewesen. Auch deshalb, weil die Abstandsregeln das Proben erschwert haben und Sonja, die momentan in Elternzeit ist, für jedes Kind nur begrenzt Zeit zur Verfügung hatte. Anfang März ging das Projekt los, Anfang Mai ist die CD „Lockdown-Lieder“ mit 12 Songs von und mit 16 Kindern erschienen.
Stolze Kids – und Spenden für einen guten Zweck
„Das Projekt hat den Kindern richtig gut getan“, so Sonja. „Wir hatten eine Autogrammstunde hier im Hof und sie haben so begeistert ihre CD signiert. Sie haben damit etwas, worauf sie stolz sein können.“ Ende Juni sind sogar zwei Live-Konzerte geplant. Sonja würde sich freuen, wenn das Projekt viele Nachahmer fände: „Man kann das gut im Musikunterricht machen, auch nur mit Gesang ohne Instrumente, oder einfach über Zoom.“ Es müsse ja nicht gleich eine CD dabei herauskommen. Schön wäre es, wenn möglichst viele Kinder die Songs hören und merken: „Wenn die das können, ist das ja gar nicht so schwer!“
Der gesamte Erlös des CD- und Download-Verkaufs wird ohne Abzug zu gleichen Teilen an drei Organisationen (Feierwerk e.V., Deutsches Kinderhilfswerk, Kindernothilfe) gespendet. CDs können direkt bei Sonja Ebert bestellt werden. Außerdem kann man die Songs bei Spotify, Deezer und Amazon streamen und auf YouTube anhören.