2020 jährt sich der Geburtstag von Ludwig van Beethoven zum 250. Mal. Manche Blogger gähnen: „Schon wieder ein Beethoven-Jahr“, „Warum den Komponisten feiern, der ohnehin am häufigsten gespielt wird?“ oder „Was ist mit den Jubiläen wichtiger Komponistinnen, an die sich kaum jemand erinnert?“ Gute Hinweise – die uns aber nicht die Vorfreude aufs Jubiläumsjahr nehmen! Wir haben versucht, aus der nahezu unendlichen Fülle an Aktionen und Programmhinweisen ein paar herauszugreifen…
Geboren wurde Beethoven im Dezember 1770 in der damals kurfürstlichen Residenzstadt Bonn; in Wien verbrachte er 35 Jahre seines Lebens. Unter jeweils eigenem Markenzeichen (“BTHVN2020” für Bonn und “WienBeethoven2020“) planen die beiden Städte zahlreiche Aktivitäten. Auf der Internetseite WienBeethoven2020 steht das umfangreiche Programm online, das man auch als PDF herunterladen kann.
Es liegt auf der Hand, dass das Wiener Konzerthaus, die Wiener Staatsoper und der Musikverein Beethoven im Jahr 2020 entsprechend würdigen werden. Den historischen Klangcharakter und Aufführungsstil empfindet das Orchester Wiener Akademie nach: auf Instrumenten der Zeit und an Original-Schauplätzen, an denen der Komponist seine Werke aufgeführt hat. Doch es lohnt sich, nicht nur die Konzertsäle im Blick zu haben:
Der Wiener Tourismusverband bietet auf seiner Website nützliche Links über den Komponisten und seine lokalen Wirkungsstätten. Wer eigenständig auf Beethovens Spuren wandeln möchte, kann sich dort einen Stadtspaziergang herunterladen. Interessant für Touristen genauso wie für ortskundige Musikfans. Sogar mit einer Audio Augmented Reality Brille kann man im Beethoven-Fieber durch Wien flanieren! Sicher auch ein guter Zeitpunkt, um das 2017 neu eröffnete Beethoven Museum in Heiligenstadt oder eine seiner weiteren Wirkungsstätten in Wien zu besuchen…
Das Haus der Musik arrangiert seinen „Beethoven-Raum“ neu und ergänzt die Dauerausstellung temporär mit Originaldokumenten. Auch in seinem Innenhof zeigt das Klangmuseum Sonderausstellungen – mit Skulpturen und einer Sonderschau zu Leonard Bernsteins Beethoven. Das Kunsthistorische Museum bietet vom 25. März bis 6. September 2020 ebenfalls eine Hommage an Beethoven: die Ausstellung soll eine „visuelle Brücke“ von der Zeit Beethovens bis zur Gegenwart sein. Ein grenzüberschreitender Ansatz, mit dem seine Musik nicht nur hörbar, sondern auch sichtbar gemacht werden soll.
Der Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek zeigt bis zum 19. April 2020 die Sonderausstellung „Beethoven. Menschenwelt und Götterfunken“. Und natürlich widmen sich Wiener Musikuniversitäten wie mdw und MUK ebenfalls dem Beethoven-Jahr.
Auch in Baden bei Wien – wo er häufig auf Kur war – sind Beethoven-Events geplant. Und dann ist da noch der „Musikfrachter“, der vom 12. März bis 20. April 2020 an Beethovens Reiseroute von Bonn nach Wien entlangschippern wird. An den Anlegestationen können die Menschen bei einem interaktiven Musikprogramm zuhören und mitmachen.
Wer es sich lieber auf dem Sofa gemütlich macht, kann im Beethoven-Jahr auch allerhand Musikalisches genießen. Beim Sender BR Klassik gibt es u.a. eine Serie über Stationen im Leben des Komponisten und einen lockeren Podcast zu Beethovens 32 Sonaten mit Pianist Igor Levit. Eine Sendereihe über den Mythos Beethoven hat rbb Kultur zusammengestellt, ARTE Concert wird den kompletten Kanon seiner Werke in nie dagewesener Vollständigkeit präsentieren und BBC Radio 3 hat zahlreiche Beethoven-Features produziert, die man jederzeit nachhören kann.
Pianist Jonathan Biss bespricht in mehreren kostenlosen Online-Kursen auf der Plattform Coursera (in englischer Sprache) Beethovens Klaviersonaten. Ein spannendes Projekt ist auch diese Serie des Pianisten und Komponisten Arno Lücker: Schon seit Dezember 2015 analysiert er jeden einzelnen Takt von Beethovens letzter Klaviersonate Op. 111! Alle 335 Takte sind taktweise nachzulesen in diesem Blog.