Marie Orsini-Rosenberg ist Cellistin und Lehrerin für Alexander-Technik in Wien. Im zweiten Teil unserer Interview-Serie haben wir mit ihr über die positive Wirkung von Alexander-Technik gesprochen. Sie hilft dabei, Verspannungen zu lösen, und ist damit nicht nur für MusikerInnen interessant.
Marie, beschreibe uns kurz, was eine Lehrerin für Alexander-Technik macht!
Durch unseren Alltag, Beruf und Lebensstil eignen wir uns ungünstige Bewegungs- und Verhaltensmuster an. Solche Fehlhaltungen werden zu unbewussten Gewohnheiten und können Verspannungen oder Schmerzen verursachen. Ich leite meine SchülerInnen mit Worten und Berührungen an, zu einer anderen Art der Bewegung zu finden, die leichter, effizienter und angenehmer ist. So können sie ungünstige Bewegungsmuster aufspüren und lernen, sie wegzulassen oder positiv zu verändern. Sie lernen, wahrzunehmen, was sie wirklich tun – beispielsweise, die Schultern hochzuziehen, den Kiefer festzumachen oder eine Körperseite einseitig zu belasten. Die Alexander-Technik befasst sich mit der ganzen Person. Sie soll in den Alltag integriert werden und ist somit jederzeit anwendbar.
Für wen kann die Alexander-Technik geeignet sein?
Im Prinzip für alle Menschen. Wille zur Veränderung und Experimentierfreude sind gute Voraussetzungen. Die Alexander-Technik kann wirkungsvoll sein, wenn man verspannt ist, haltungsbedingte Schmerzen oder Stress verspürt. Oder wenn man viel Zeit am Computer verbringt. Ich unterrichte einige Menschen, die eine bessere Haltung in Alltag und Beruf entwickeln möchten, die ihnen das Leben erleichtert.
Du bist selbst Cellistin. Was kann die Alexander-Technik speziell für Musiker bewirken?
Die Alexander-Technik hat Tradition bei MusikerInnen, SchauspielerInnen und TänzerInnen und wird in England und Amerika an vielen Musikuniversitäten unterrichtet. Diese Berufsgruppen sind natürlich speziell gefordert, weil so vieles zugleich passieren soll. Das kann dazu führen, dass man sich selbst ganz vergisst und nicht rechtzeitig auf Verspannungen oder Schmerzen reagiert.
Auch kann sie helfen, mit Lampenfieber besser umzugehen. Betroffene sind dabei in Gedankenmustern gefangen, verlieren den Bezug zu ihrem Körper und gehen in eine Angststarre. Indem sie lernen, sich bewusst zu machen, wie sie atmen, sitzen, oder den Raum wahrnehmen, können sie diese Muster aufbrechen und gute Bühnenpräsenz entwickeln.
Wie läuft eine Stunde ab?
Wir besprechen, welche Probleme da sind, und ich erkläre, wie die Alexander-Technik vorgeht. Die Schülerin kann immer Fragen stellen. Mir ist wichtig, zu einer guten Zusammenarbeit zu finden. Dann beginnen wir, die Alexander-Technik in Alltagsbewegungen zu integrieren – zum Beispiel Sitzen, Stehen oder Gehen. Indem ich mit Worten, aber auch mit den Händen anleite, können gewohnte Bewegungsmuster erforscht und verändert werden. Ziel ist es, eine gute Koordination zu entwickeln.
Was magst du an deinem Beruf?
Ich treffe unterschiedliche Menschen jeden Alters mit ganz verschiedenen Problemen. Meine jüngste Schülerin ist sechzehn, mein ältester Schüler neunzig Jahre alt! So ist es immer sehr abwechslungsreich. Ich freue mich über Veränderungen und wenn sich Schwierigkeiten lösen. Wenn ich merke, dass Menschen sich wohler fühlen und besser mit sich umgehen können.