Der Sommer naht. Im Urlaub verbringen HobbymusikerInnen gern viel Zeit an ihrem Instrument. Spezielle Musikferien sind auf dieses Bedürfnis abgestimmt: dort findet intensiver Einzel- und Gruppenunterricht meist in einer attraktiven Umgebung statt. In diesem Jahr ist alles anders. Doch das eröffnet auch neue Möglichkeiten.
Die Hemmschwelle, Musikunterricht online zu nehmen, ist bei LehrerInnen wie SchülerInnen bereits gesunken. Viele machen damit sogar positive Erfahrungen. Warum nicht in diesem Sommer einen virtuellen Musikurlaub buchen? Zumindest für die PianistInnen unter uns gibt es dafür ein wachsendes Angebot:
Die renommierte Pianoweek findet vom 25. – 30. Juli 2020 erstmals online statt. Laut Website bekommen die TeilnehmerInnen dafür sogar eigens professionelle Mikrophone gestellt. Seit zwanzig Jahren kennt man in Klavierkreisen die Chetham‘s Piano Summer School. Auch dort wagt man das Experiment, die Kurse heuer online abzuhalten. Für Erwachsene gibt es zwei Termine: 14. – 20. August 2020 und 20. – 26. August 2020. Die Summer School for Pianists besteht sogar schon seit vierzig Jahren – dort unterrichtet unter anderem Graham Fitch. Auch dieser Sommerkurs findet vom 15. – 20. August 2020 ausnahmsweise online statt. Speziell an Fortgeschrittene richtet sich ein weiterer Kurs mit mehrere Terminen von Juli bis November 2020. Die Unterrichtssprache ist bei allen genannten Kursen Englisch. Details und Anmeldefristen findet man auf den jeweiligen Websites.
Es klingt verlockend, sich eine Woche lang mit Gleichgesinnten aus aller Welt austauschen zu können. Einzelunterricht – bei dem man auch den anderen zuhören kann – wechselt sich ab mit Gruppenunterricht. Man kann an einzelnen Stücken feilen, allgemeine technische Probleme angehen oder musiktheoretische Fragen besprechen. Oft gibt es Konzerte von Lehrkräften und natürlich Schülervorspiele. Die meisten Workshops sind offen für alle Levels – auch AnfängerInnen. Es hat sich allerdings bewährt, die Stücke vorher gut vorzubereiten, damit man intensiv daran arbeiten kann.
Schaut man sich die jeweiligen Websites an, bieten die neuen Klavierurlaube online ein ähnliches Programm wie offline. Nur sitzt man diesmal in der eigenen Umgebung am vertrauten Instrument. Und kombiniert die Lern- und Übeeinheiten mit Urlaub auf Balkonien – wenn überhaupt Zeit dafür bleibt… Falls sich das Format bewährt, könnte es für die britischen Kursanbieter interessant sein, ihre Musikurlaube dauerhaft um eine Online-Variante zu erweitern. Damit trotzen sie nicht nur Corona, sondern auch dem Brexit. Es geht aber nichts über Klavierferien in einer idyllischen Landschaft! Sommer 2021 vielleicht wieder in Italien, Frankreich oder Schottland?