In lockerer Folge wird MUSEDU interessante Persönlichkeiten aus dem Musikbereich interviewen und vorstellen. Den Anfang macht Philipp von Busekist (busekist.at), der seit vielen Jahren in Wien als Musiktherapeut arbeitet.
Philipp, beschreibe uns kurz, was ein Musiktherapeut genau macht!
Musiktherapeuten helfen Menschen, ihre psychischen Leiden zu lindern, stabiler zu werden und ihre Bedürfnisse – aber auch Grenzen – besser zu spüren. Dies geschieht mit Hilfe von Musik als Kommunikations- und Ausdrucksmedium. Therapeut und Klient improvisieren gemeinsam auf einfach zu spielenden Instrumenten. Während Psychotherapeuten die Dinge gleich besprechen, drücken wir die Themen und Anliegen unserer Klienten musikalisch aus, bevor wir darüber reden. Wir gehen davon aus, dass Dinge in der Musik hörbar werden können, die in der Sprache nicht bewusst sind. Indem man über die Musik spricht, können Dinge indirekt bewusst werden.
Viele Musiktherapeuten sind in Kliniken oder Ambulatorien angestellt. Ich habe meinen Schwerpunkt als Selbstständiger in einer eigenen Praxis.
Für wen kann Musiktherapie geeignet sein?
Für alle, die psychische Leiden haben, emotional belastet oder gestresst sind oder mit täglichen Anforderungen nicht mehr klar kommen. Aber auch für jene, die sich entwickeln möchten, als eine Möglichkeit zur Selbsterfahrung.
Musik hat für die psychische Entwicklung eine essenzielle Bedeutung. Schon im Mutterleib wächst das Ungeborene mit Rhythmen und Tönen heran: der Herzschlag, die Stimme der Mutter – das alles ist eine Klangwelt. Darum berührt uns Musik so stark. Die Musiktherapie nutzt dieses Potenzial. Sie ist daher auch für Menschen geeignet, die nicht sprechen, z.B. weil sie intellektuell eingeschränkt sind.
Wie läuft eine Musiktherapiestunde ab?
Das ist abhängig vom Klienten. Der klassische Ablauf ist, dass wir zunächst das Thema besprechen, das behandelt werden soll. Dann improvisieren wir gemeinsam ein paar Minuten. Dies geschieht mit Instrumenten, bei denen die Klangerzeugung einfach möglich ist, wie Percussion-Instrumente, Zimbeln, Gong oder Klavier. Klassische Instrumente wie Geige oder Klarinette werden nicht eingesetzt, da sie mühsam erlernt werden müssen. Dann überlegen wir, wie die Improvisation abgelaufen ist. Wie hat sich der Klient gefühlt? Gab es Interaktion? Sind Bilder oder Erinnerungen aufgetaucht? Mit solchen Fragen begeben wir uns auf eine gemeinsame Suche.
In vielen Arbeitsbereichen ist dieser klassische Ablauf aber nicht möglich. Wenn ich mit einer Koma-Patientin arbeite, dann spreche und spiele nur ich. Ich erkläre der Klientin, was ich tue und „biete ihr sozusagen Klänge an“. Es geht dann sehr viel darum, dass der Therapeut spürt und wahrnimmt, wie die gespielte Musik auf die Klientin wirkt.
Was gefällt dir an deinem Beruf?
Zu sehen, wie Menschen von Musik berührt werden. Wie sich auch eingeschränkte Menschen enthusiastisch freuen können, wie jeder Mensch sich weiterentwickeln, klarer und sicherer werden kann. Es ist schön, dies zu erleben und daran beteiligt zu sein.
Welche Musik magst du?
Ich spiele seit über 30 Jahren Klavier, hauptsächlich klassisch. Also höre ich auch überwiegend klassische Musik. Ich brauche die künstlerische Tiefe dieser Musik. Aber auch Rockmusik, die eine gewisse Komplexität oder melodiöse Kraft hat, gefällt mir, wie z. B. die Beatles oder Queen.